Führungskraft – Nur ein teurer Kunstbegriff?

Der Duden Nr. 10 bringt es auf den Punkt: nicht erwähnenswert!

Gleichgültig, ob man im Bedeutungswörterbuch (Duden Nr. 10) oder im Herkunftswörterbuch (Duden Nr. 7) nachschaut, es ergibt das gleiche: Der Begriff “Führungskraft” wird nicht erwähnt. Das gleiche gilt für eine Vielzahl älterer Ausgaben unterschiedlicher Verlage. Das Wort “Führungskraft” ist darin nicht auffindbar. 

Erst bei der Neuen Deutschen Rechtschreibung (Duden 1) wird man fündig – doch nur wie es geschrieben wird – das Wort. Nichts über dessen Bedeutung oder Vermögen, also was es vermag bzw. kann.

Worte haben so etwas Besonderes an sich. Versteht man sie nicht, kann im Gehirn aus den gelesenen/gehörten Symbolen (Schrift-/Klangzeichen) kein Bild entschlüsselt werden. Es entsteht eine Lücke im Hirn, denn es ist uns nicht möglich, mit bedeutungslosen Begrifflichkeiten zu denken.

Genauso wenig ist es hilfreich, ein Wort, nur weil es in unserer Sprache verwendet wird, mit eigenen, meist willkürlich oder aus der Not geborenen Bedeutungen zu füllen.

Was ist denn nun eine Führungskraft? Jemand, der nur Kraft seines Amtes führt? Und wenn das so ist, welches Amtes? Und mit welcher Kraft? Und was bedeute das für die Qualität der Führung?

Also, warum nicht gleich das Kind beim rechten Namen nennen. In unserer Arbeit sprechen wir gerne von “Führungsverantwortlichen”, also von Menschen, die die Verantwortung für Ihre Art des Führens übernehmen.

In diesem Sinne verstehen wir jemanden, der Charakter gleichermaßen mit Kompetenz immer wieder so in Einklang bringt, dass er sich stets integer* verhält und sich sein Handeln in weisen Entscheidungen zeigt. Also jemand, der keine Kraft braucht, das man Ihm folgt, sondern mit seiner Energie einen Sog zu erzeugen vermag, dass man ihm gerne folgt. Ein Führungsverantwortlicher. Ein Führender. Jemand der aus ganz gewöhnlichen Menschen außergewöhnliche Leistungen hervor zu bringen vermag. Jemand, der den ihm anvertrauten Menschen wieder Mut macht, das zu tun, was Menschen am liebsten tun – dienen (im Sinne von dienbar sein, nützlich sein, gebraucht werden), leisten (i.S.v. etwas vermögen können, wirksam sein) und über sich selbst hinaus wachsen (i.S.v. Reife erlangen, sinnhaft sein).

Es gibt sie – diese Führenden. Führung braucht nicht Kraft, sie braucht Vermögen.

 

Autoren: Edmund Mettinger und Alexandra Tebart

 

* Integer ist für uns derjenige, der

  • ehrlich zu sich selbst ist,
  • ehrlich zu anderen ist und das
  • tut, was er sagt.